Die Geschichte der Unterbauerschaft und des Hauses Visbeck

Die Anfänge

Die Unterbauerschaft Visbeck wird urkundlich bereits 1186 erwähnt. Damals war Visbeck ein lang gestrecktes westliches Anhängsel der abgerundeten Bauerschaft Daldrup.

Haus Visbeck

Haus Visbeck war ursprünglich eine Wehrburg, die auf zwei kleinen Inseln, umgeben von einer Gräfte, gebaut war. Diese Gräfte wurde von der Fischbecke gespeist. Der Wehrbau bestand aus einem Herrenhaus auf der kleineren Insel und einem Wirtschaftsgebäude auf der größeren Insel. Eine dritte Insel beherbergte einen Garten.

Seit 1338 sind die Herren von Visbeck als Inhaber der Wasserburg bekannt. Mit dem Tod von Schotte von Visbeck im Jahr 1540 erlosch das Geschlecht. Um 1639 wurden das Herrenhaus und das Wirtschaftsgebäude durch einen Brand zerstört, was zahlreiche Besitzwechsel zur Folge hatte. Ab 1656 war die Familie Droste zu Vischering bis ins 20. Jahrhundert Eigentümer des Gutes. Heute befindet sich das Gut in Privatbesitz.

Das Herrenhaus wurde nach dem Brand nicht wieder aufgebaut. Der Westflügel des Wirtschaftsgebäudes wurde jedoch 1677 stark verändert wiedererrichtet, wobei die aus dieser Zeit stammenden Schießscharten noch sichtbar sind. Die Teiche und die Gräfte wurden verfüllt, wodurch die Anlage ihren ursprünglichen Charakter verlor.

Malereien und Bauarbeiten

Bei Bauarbeiten 2009/2010 wurden Malereien am Torhaus im Garten entdeckt. Oberhalb des sandsteingerahmten Fensters und unterhalb des Dachrinnenvorsprungs kann man gemalte weiße Fugen erkennen, die ein gleichmäßiges Klinkerbild schaffen sollten. Es wurde nur mit handgeformten Steinen gemauert, die rot eingeschlemmt und deren Fugen weiß aufgemalt wurden.

Landtagsfähigkeit und wirtschaftliche Bedeutung

Das Rittergut war landtagsfähig, was bedeutete, dass die Herren oder Ritter, die hier lebten, automatisch zum Landtag gehörten. Die Landtagssitzung dauerte nur einen Tag, und in dieser Zeit mussten alle Angelegenheiten geklärt werden. Die wichtigste Funktion des Landtags war die Bewilligung von Steuern, die der Landesfürst nicht ohne Zustimmung des Landtags erheben durfte. Viele Höfe und Kotten aus der Umgebung waren abgabepflichtig gegenüber Haus Visbeck. Heute dient das Gehöft zu Wohnzwecken und der Forstwirtschaft.

Die Pastorswohnung im Haus Visbeck

Pfarrer Höping

In der Wohnung links vom Torbogen mit dem Treppenaufgang lebte von 1931 bis 1960 Pfarrer Höping. Im Jahr 1910 stand er unter Mordverdacht und war in Untersuchungshaft. Erst 35 Jahre später gestand der wahre Täter, ein Metzger, den Mord auf seinem Sterbebett und ließ seine Familie nach Pfarrer Höping suchen, um ihn zu entlasten.

Pfarrer Höping war ab 1912 Kaplan in Hiddingsel und während seiner Zeit als Pfarrer in Visbeck erlebte die Gemeinde eine Hochkonjunktur. Es wurden täglich drei Messen gelesen, ein Kirchenchor gegründet und Pfarrer Höping war Seelsorger für das Kinderheim. Das Kindererholungsheim des Kreises Coesfeld wurde 1927 errichtet und 1939 zerstört. Pfarrer Höping war bekannt dafür, niemandem etwas abzuschlagen und gab oft selbst das letzte Hemd weg. Er wurde von den Pächtern versorgt. 1960 ging er in die Stadtgemeinden Heilig Kreuz und St. Viktor, wo er bis zu seinem Tod wirkte.